Von wegen „abgehängt“ und „tote Hose“ – die starken ländlichen Räume machen jetzt auf sich aufmerksam. Sogar unser Bundespräsident sprach das Thema in der Weihnachtsansprache an und langsam scheint sich die Sehnsucht in Richtung Urbanität tatsächlich wieder umzukehren: Dörfer, Kleinstädte und Regionen werden in den nächsten Jahren eine Renaissance erleben, ist der Zukunftsreport 2018 ganz zuversichtlich.
Auf dem 11. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung jedenfalls, das am 24. und 25. Januar wieder begleitend zur legendären Grünen Woche in Berlin stattfand, war dieser Gegentrend bereits spürbar und wir konnten mit Regionen ins Gespräch kommen, wo ein Klima der Offenheit und des Wandels herrscht.
Ein Beschleuniger dieser ruralen Renaissance ist sicherlich die Digitalisierung. Welche Möglichkeiten damit speziell für das zukünftige Arbeiten und Gestalten auf dem Land verbunden sind, zeigte die Kampagne #LandRebellen der Andreas Hermes Akademie mit tollen Beispielen von Offenen Technologielaboren aus dem Salzkammergut, dem B4Y3RW4LD Hackathon aus Freyung (7.305 Einwohner), einem Online-Konfigurator für hochwertige Massivholzmöbel einer Tischlerei aus Rhens (2.909 Einwohner) am Mittelrhein und von der Strategie Coworking in der Peripherie.
„Also tatsächlich wollen wir Leute, die sich engagieren, die Impulse geben für den ländlichen Raum, zusammenführen und den Austausch fördern. Wir sagen ja auch starke ländliche Räume, also dass wir eben auch zeigen: Hey, ländliche Räume haben wirklich etwas zu bieten und haben auch tolle Ideen. Und durch die Digitalisierung hat man mehr Möglichkeiten zu gestalten. Deshalb haben wir auch den Kulturwandel angesprochen, der gerade am werden ist. Dass man zusammenarbeitet, sein Wissen nicht hortet, wie das vielleicht vor 20 Jahren noch der Fall war, sondern dass man es teilt und sich austauscht“, hat Mareike Meyn, Referentin der Andreas Hermes Akademie nach der Veranstaltung im CityCube erläutert.
Für einen differenzierten Blick auf die ländlichen Regionen in Deutschland wollen sich auch die Ems-Achse, Südwestfalen und der Nordschwarzwald einsetzen, und zwar gemeinsam unter dem Motto „Land. Stärker als Du denkst“, was in dieser Hinsicht auch ein neuer Ansatz ist:
„Ländliche Räume sind nicht per se schwach, sondern wirtschaftsstark. Hier eben unter drei Prozent Arbeitslosigkeit, hohe Dynamik, auch durchaus hohe Rückkehrerquoten von jungen Leuten. Da können wir gut zusammenarbeiten und vielleicht auch beispielgebend sein. Denn wenn wir lange genug sagen, wie schwierig es in ländlichen Räumen ist, dann wissen wir: Irgendwann gehen die jungen Leute, kommen nicht wieder und andere interessieren sich nicht dafür, das ist das eine. Und das andere ist durchaus ein andere Betrachtungsweise bei Investitionen im ländlichen Raum. Dass es eben nicht immer so ist, na ja, wir tun ein bißchen was für die Gleichartigkeit der Lebensverhältnisse, sondern dass das tatsächlich Investitionen im eigentlichen Sinne sind, mit einem hohen Return of Invest, also über Steuerkraft, über Lebensqualität, über Kaufkraft und so weiter“, hat Dirk Lüerßen, Geschäftsführer der Wachstumsregion Ems-Achse e.V. am gemeinsamen Aktionstand in Halle 4.2. erklärt.
Übrigens suchen die drei noch eine starke Partnerregion aus Bayern zur Ergänzung.
Wollen wir hoffen, dass diese Prognosen sich als begründet erweisen.
Was ist das eigentlich – Provinz? Ich hab mal darüber nachgedacht:
http://stadtrandnotiz.de/2015/06/05/die-neuen-chancen-der-provinz/