Ist die Welt noch zu retten? Ja, sagt Uwe Schneidewind vom Wuppertal Institut und will uns mit seinem 2018 erschienen Buch Die Große Transformation – Eine Einführung in die Kunst des gesellschaftlichen Wandels dafür begeistern, „Pioniere des Wandels“ zu werden.
Das sind meist einzelne Personen, die sich nicht nur für Veränderungen einsetzen, sondern auch andere animieren, ihr Verhalten zu ändern und damit den gesellschaftlichen Wandel „von unten“ anstoßen oder beschleunigen. Der Begriff wurde erstmals 2011 im Hauptgutachten (immer noch lesenswert!) des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen verwendet und geht auf das Konzept der Change Agents des amerikanischen Kommunikationswissenschaftlers Everett M. Rogers (Diffusion of Innovations von 1962) zurück, wonach sich Innovationen als Diffusion von Informationen entlang sozialer Netzwerke verbreiten.
Auch einzelne Kommunen können Pioniere des Wandels sein. Um ihre Ideen schneller zu verbreiten, wurde am 1. Juni 2018 die Vernetzungs- und Austauschplattform mit Namen Zukunftskommunen online geschaltet, die mittlerweile knapp 50 Kommunen versammelt. Aus Bayern sind beispielsweise Ascha bei Straubing (1.604 Einwohner), Furth bei Landshut (3.510 Einwohner), Grassau im Chiemgau (6.818 Einwohner), Hallerndorf bei Bamberg (4.164 Einwohner), das Kloster Plankstetten in der Oberpfalz, Münsterschwarzach am Main (590 Einwohner), Murnau am Staffelsee (12.149 Einwohner), Pfaffenhofen an der Ilm (25.781 Einwohner), Wildpoldsried im Oberallgäu (2.567 Einwohner) und Wunsiedel im Fichtelgebirge (9.152 Einwohner) mit Projekten für PV-, Biogas- und Windanlagen, Strom- und Wärmenetze, E-Tankstellen und E-Carsharing, ökologisches und energieeffizientes Bauen, restriktive Baulandausweisung, Nachbarschaft, Bildung, Bürgerstiftungen, ein Jugendparlament, Barrierefreiheit, Kreislaufwirtschaft, Ökolandwirtschaft und regionale Lebensmittel dabei.
„Ein Anlass für die Plattform war unsere Erfahrung, dass die Pionierkommunen unseres Landes oft nicht einmal im eigenen Bundesland bekannt sind – und so das Fahrrad immer wieder neu erfunden werden muss. Und wenn ich nun mit zwei/drei Klicks auf der Plattform erfahren kann, wo in meiner Nähe erfolgreiche Innovationen besichtigt werden können, dann kann ich hinfahren, mich überzeugen, dass das wirklich funktioniert. Der Nutzen liegt darin, dass persönlicher Kontakt mit erfolgreichen InitiatorInnen ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Gelingen des eigenen Vorhabens ist. Das ist uns Psychologen aus Analysen erfolgreicher Projekte bestens bekannt“, hat uns Prof. Peter Schmuck, einer der Initiatoren zur Idee der Webseite am 7. Februar gemailt.
Endlich erklärt mal einer, warum wir so gerne auf Exkursion gehen …
Die Zukunftskommunen sind Teil des Forschungsprojekts TransformBar, das Erfolgsfaktoren für kommunale Nachhaltigkeitsprojekte mit Bürgerbeteiligung erprobt hat. Daraus wurden dann Tools und Formate entwickelt, die helfen sollen, Beteiligungsphasen in der eigenen Gemeinde erfolgreich zu gestalten und Zukunftsprojekte einfacher anzustoßen. Die verschiedenen Tools sind ebenfalls auf der Webseite zu finden.
Das Projekt wird noch bis Ende Mai 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Danach ist die Webseite als Selbstläufer geplant. Im Nachbarland Österreich gibt es seit 2012 die Zukunftsorte.at, über die wir ja schon berichtet haben (Das kreative Zentrum). Vielleicht sollte man die beiden Plattformen mal zusammenbringen oder gleich eine internationale Seite basteln. Das wärs!
Foto: Susi Vogl, Wildpoldsried